Merck und Pfizer haben Ergebnisse der Phase-III-Studie JAVELIN Lung 200 bekannt gegeben
Darmstadt - Merck und Pfizer haben heute Ergebnisse der Phase-III-Studie JAVELIN Lung 200 bekannt gegeben. Gegenstand der Studie ist der Vergleich von Avelumab* mit Docetaxel bei Patienten mit inoperablem, rezidivierendem oder metastasiertem nicht kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC), deren Erkrankung nach vorausgegangener platinhaltiger Doublet-Therapie fortgeschritten ist.
Die Studie hat ihren vordefinierten Endpunkt des verbesserten Gesamtüberlebens (OS) bei Patienten mit positivem PD-L1-Status (PD-L1+) (1 % oder höher) (HR: 0,90 [96 % KI: 0,72 – 1,12], p-Wert 0,1627, einseitig) nicht erreicht. Jedoch lag der Anteil von Patienten im Chemotherapie-Arm, die außerhalb der Studie zu Immun-Checkpoint-Inhibitoren wechselten, höher als zuvor im Rahmen von klinischen Studien zu Immuntherapien, die auf eine platinhaltige Primärtherapie folgen, berichtet wurde. Dies könnte sich auf das Ergebnis der Studie ausgewirkt haben (prozentualer Anteil der Patienten, die eine nachfolgende Checkpoint-Inhibitor-Therapie erhalten haben: Docetaxel-Arm 26,4 %; Avelumab-Arm 5,7 %).
Verbesserungen des Gesamtüberlebens im Vergleich zum Kontrollarm wurden jedoch in der Population mit moderater bis hoher PD-L1-Expression (50 % oder darüber, entspricht etwa 40 % der Studienpopulation) und hoher PD-L1-Expression (PD-L1-Expression 80 % oder darüber, entspricht etwa 30 % der Studienpopulation) beobachtet (HR: 0,67 [95 % KI: 0,51 – 0,89], p-Wert 0,0052, zweiseitig; bzw. HR: 0,59 [95 % KI: 0,42 – 0,83], p-Wert 0,0022, zweiseitig†). Das Sicherheitsprofil von Avelumab deckte sich in dieser Studie mit dem, das im gesamten klinischen Entwicklungsprogramm von JAVELIN beobachtet wurde. Es wurden keine neuen Sicherheitssignale identifiziert.
„Avelumab erfüllte die Erwartungen der Studie sowohl im Hinblick auf Wirksamkeit als auch Sicherheit“, sagte der leitende Prüfarzt Dr. Fabrice Barlesi, Leiter der Abteilung für multidisziplinäre Onkologie und therapeutische Innovationen an der Aix-Marseille Universität und der Assistance Publique Hôpitaux, Marseille, Frankreich. „Einhergehend mit der Zulassung von Checkpoint-Inhibitoren für Patienten mit vorbehandeltem, fortgeschrittenem nicht kleinzelligem Bronchialkarzinom erhält ein höherer Prozentsatz von Patienten, die zuvor keine Immuntherapie erhalten haben, anschließend Checkpoint-Inhibitoren im Rahmen ihrer weiteren Behandlung. Dies wurde im Kontrollarm der Studie JAVELIN Lung 200 beobachtet und hat sich möglicherweise auf das primäre Ergebnis der Studie ausgewirkt.“
„Die in dieser Studie insgesamt beobachtete klinische Aktivität stützt Avelumabs Profil hinsichtlich der erwarteten Wirksamkeit über mehrere Endpunkte und Untergruppen hinweg“, sagte Dr. Luciano Rossetti, Executive Vice President und Leiter der globalen Forschung und Entwicklung im Biopharmageschäft von Merck. „Die Patienten in der Chemotherapie-Gruppe zeigten jedoch eine Verbesserung des Gesamtüberlebens im Vergleich zu früheren PDx-Studien, was wahrscheinlich auf die Auswirkungen des Crossovers zu anderen Checkpoint-Inhibitoren zurückzuführen ist.“
„Wir wollen die Daten im Kontext der Subpopulationen und der Auswirkung des Zugangs zu anderen Immun-Checkpoint-Inhibitoren verstehen“, sagte Dr. Chris Boshoff, Senior Vice President und Leiter Immuno-Oncology, Early Development and Translational Oncology in der globalen Produktentwicklung von Pfizer. „Wir werden das umfangreiche Studienprogramm zu Avelumab weiter voranbringen und verschiedene Indikationen untersuchen.“
Detaillierte Ergebnisse der Studie JAVELIN Lung 200 werden zur Präsentation auf einem kommenden Medizinkongress eingereicht. Die Unternehmen beabsichtigen zudem, die Daten an die Zulassungsbehörden zu übermitteln.
Avelumab wurde 2017 zunächst von der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) für die Behandlung von metastasiertem Merkelzellkarzinom (mMCC) sowie vorbehandelten Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom (mUC) beschleunigt zugelassen. Im weiteren Jahresverlauf folgte die Marktzulassung durch die Europäische Kommission (EC) für die Behandlung von mMCC.
Das klinische Entwicklungsprogramm JAVELIN zu Avelumab umfasst mindestens 30 klinische Studien mit mehr als 7000 Patienten, die in über 15 verschiedenen Tumorindikationen untersucht werden. Neben NSCLC sind dies Brustkrebs, Karzinome des Magens/gastroösophagealen Übergangs, Kopf-Hals-Tumoren, Hodgkin-Lymphom, Melanome, Tumore des Mesothels, Merkelzellkarzinom, Ovarialkarzinom, Nierenzellkarzinom und Harnwegskarzinome.
Im Dezember 2017 hat die FDA den Status des Therapiedurchbruchs („Breakthrough Therapy“) für Avelumab als Kombinationstherapie bei nicht vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom erteilt.
*Avelumab befindet sich für die Behandlung von NSCLC in der klinischen Prüfung. Die Sicherheit und Wirksamkeit von Avelumab sind in dieser Indikation noch nicht belegt. Es gibt keine Garantie, dass Avelumab für die Behandlung von NSCLC bei einer der weltweiten Gesundheitsbehörden zugelassen wird.
†Wenn der primäre Endpunkt nicht erreicht wird, kann die statistische Signifikanz mit dem vordefinierten statistischen Signifikanzniveau formell nicht beansprucht werden (d. h., 0,05 zweiseitig). In diesem Fall wird der Fehler 1. Art nicht streng kontrolliert und der p-Wert sollte mit Vorsicht interpretiert werden.
Quelle: Pressemeldung Merck
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