LOEWE: Zweimal über 4 Millionen Euro für innovative Wirkstoffentwicklung
Neue LOEWE-Schwerpunkte an der TU Darmstadt und Universität Marburg
Medikamente wirken in der Regel durch Bindung an krankheitsrelevante Proteine. Dafür ist es wichtig, die Struktur eines bestimmten Bindungsorts in diesen Proteinen – der sogenannten Bindungstasche – zu verstehen. Die Kenntnis ihrer räumlichen Struktur kann die Wirkstoffentwicklung erheblich beschleunigen. Allerdings sind viele Proteine so flexibel, dass die entscheidende Detailstruktur von Bindungstaschen erst durch die Stabilisierung eines gebundenen Wirkstoffs klar wird. „Wenn es gelingt, Medikamente für solche transienten Bindetaschen zu entwickeln, weisen diese oft deutlich verbesserte Eigenschaften auf“, erläutert Chemie-Professor Felix Hausch, wissenschaftlicher Koordinator des LOEWE-Schwerpunkts TRABITA. „Wir wollen Ansätze entwickeln, um diese interessanten Substanzen effektiver zu identifizieren.“ Partner im Verbund sind die Goethe-Universität Frankfurt und die Hochschule Darmstadt.
Fühler nach Frankfurt und Marburg
Professor Hausch ist zugleich am neuen LOEWE-Schwerpunkt „GLUE – GPCR Ligands for Underexplored Epitopes“ beteiligt. Bei diesem von der Universität Marburg federführend koordinierten Projekt geht es um die Frage, wie Arzneimittel für ihre Angriffspunkte maßgeschneidert werden können, so dass sie zielgenau und besser verträglich wirken. Weitere Partner sind die Goethe-Universität Frankfurt und das Max-Planck-Institut für Herz und Lungenforschung in Bad Nauheim.
„Es ist großartig, dass wir mit dieser Förderung von GLUE die Chance bekommen, in Hessen ein neues Kapitel der Wirkstoffforschung an der für Arzneimittel größten und bedeutsamsten Rezeptorfamilie zu schreiben“, freut sich der Sprecher des LOEWE-Schwerpunkts, Prof. Dr. Moritz Bünemann von der Philipps-Universität Marburg.
Arzneistoffe wirken derzeit meist in denjenigen Bindetaschen von Rezeptoren, an die auch körpereigene Botenstoffe (Hormone oder Neurotransmitter) andocken. Die räumlichen Anordnungen der bisher genutzten Bindetaschen sind jedoch häufig sehr ähnlich, sodass Arzneistoffe oft zu wenig selektiv sind. Dadurch steigt die Gefahr von Nebenwirkungen. Das Forschungsprojekt GLUE sucht alternative Bindetaschen und erforscht deren Eignung für die Wirkstoffentwicklung.
Grundlage ist die Kenntnis der dreidimensionalen Struktur ausgewählter pharmakologisch interessanter Rezeptoren. In GLUE wird eine Strategie entworfen, um systematisch neue Bindungsstellen für Arzneistoffe zu finden, Liganden (Wirkstoffe) dafür zu entwickeln sowie deren Bindung und Wirkung zu erforschen. Wesentlich für das Projekt ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Arbeitsgruppen der computergestützten Wirkstoffforschung, der pharmazeutischen Chemie, Biochemie, Strukturbiologie und Pharmakologie.
Quelle: Auf Grundlage der Pressemitteilungen der TU-Darmstadt und der Phillips-Universität Marburg