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13.03.2023

Gemeinsam gegen Stereotype eintreten und frühzeitig Interessen wecken

Die Digitalministerinnen von Hessen und Nordrhein-Westfalen sowie die Initiative #SheTransformsIT bekräftigten ihren Einsatz für mehr Frauen in der IT bei der Veranstaltung "information technoloSHE" am 1. März. 

© Hessische Staatskanzlei/ MinD

Wiesbaden. Gerade einmal 19 Prozent aller IT-Fachkräfte in Deutschland sind weiblich und im Jahr 2020 lag der Anteil der weiblichen Informatikstudierenden bei nur einem Viertel. Bei den IT-Auszubildenden waren es sogar nur rund sieben Prozent. Die Digitalbranche ist eine der Branchen, die am stärksten von geschlechterspezifischen Ungleichheiten geprägt ist. Dabei herrscht gerade in dieser Branche angesichts des rasanten Digitalisierungsschubs ein hoher Fachkräftemangel und sie hat enormes Zukunftspotential. Wie kann die Attraktivität von IT-Themen und IT-Berufen für Frauen gesteigert werden? Was sind die Vorteile von geschlechter-diversen Teams für Unternehmen? Welche Angebote für Frauen gibt es in Hessen und bundesweit? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Teilnehmerinnen bei der Veranstaltung „Information TechnoloSHE– gemeinsam für mehr Frauen in der Digitalisierung“ heute im Schloss Biebrich. Eingeladen hatten Prof. Dr. Kristina Sinemus, Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung, und Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, gemeinsam mit der bundesweiten Initiative #SheTransformsIT. 

„Die Ergebnisse unserer Studie zur Informations- und Kommunikationstechnologiebranche belegen, dass Hessen unter den Flächenländern den höchsten Anteil an Beschäftigten in der IKT-Branche hat. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es in unserem eigenen Interesse, qualifizierte IT-Fachkräfte zu haben. Und dazu zählen auch Frauen. Denn wir brauchen die weibliche Perspektive in der Digitalisierung und es ist belegt, dass divers zusammengesetzte Teams erfolgreicher sind“, sagte Hessens Digitalministerin Sinemus. „Mit der von uns gestarteten Initiative ‚Women go digital‘ wollen wir junge Mädchen und Frauen für IT-Berufe begeistern. Und unser neues Schulfach ‚Digitale Welt‘ soll schon frühzeitig grundlegende Kompetenzen vermitteln und Interesse wecken“, verwies Sinemus auf zwei Beispiele in Hessen.

Vermeintlich untypisches Berufsfeld

Die Gründe, warum Frauen sich deutlich weniger für Informatik interessieren, sind vielfältig. Zum einen gibt es laut Umfragen nach wie vor stereotype Denkmuster in der Gesellschaft. Zum anderen trauen sich viele schlicht und ergreifend nicht zu, einen Job in der IT zu wählen. Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen: „90 Prozent der zukünftigen Arbeitsplätze werden digitale Kompetenzen erfordern. Deshalb versteht es sich von selbst, dass der digitale Gender Gap geschlossen und der Anteil von Frauen in den IT-Berufen zu erhöhen ist. Die Begeisterung für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik hat in der frühkindlichen Bildung zu beginnen. Investitionen in die digitale Ausstattung von Schulen schafft ein wichtiges Fundament für die weitere Wissensvermittlung. Mädchen darin zu bestärken, auch vermeintlich für sie untypische Berufsfelder kennenzulernen und praxisnah in Unternehmen auszuprobieren, ist ein weiterer Schlüssel, damit aus dem digitalen Gender Gap digitale Gleichstellung wird. Mädchen und Frauen können alles werden – auch in der IT.“

Die 2020 gegründete bundesweite Initiative #SheTransformsIT, die von Bitkom e.V. und dem Bundesverband der Deutschen Industrie getragen wird, arbeitet auf strukturelle Veränderungen hin, um Mädchen und Frauen für die Digitalisierung zu begeistern und ihre Position in der Digitalisierung zu stärken. „Für Frauen, die gestalten möchten, steckt die Digitalbranche voller Chancen. Um unsere digitale Zukunft als Gesellschaft, aber auch als Wirtschaft gemeinsam zu gestalten, brauchen wir weibliche Fach- und Führungskräfte in der IT. Denn mehr Frauen in der Digitalisierung – das bedeutet auch mehr digitale Teilhabe, mehr technologische Innovation und mehr wirtschaftlicher Erfolg“, sagte Susanne Dehmel, Mitglied der Geschäftsleitung des Bitkom e.V. und im Steuerungskreis #SheTransformsIT. „Der Anteil von Frauen in der ITK-Branche wächst, allerdings nur langsam. Wir sind unterwegs in die richtige Richtung, doch es bleibt noch einiges zu tun, um die IT für Frauen attraktiver zu machen. Wir müssen die Vielfalt der Möglichkeiten in der Digitalbranche aufzeigen, Rolemodels sichtbarer machen und authentische Einblicke in die digitale Arbeitswelt geben.“

Starke Rollenklischees in der Gesellschaft

Bei der Podiumsrunde berichteten zudem Kaya Kinkel, Landtagsabgeordnete in Hessen für Bündnis 90/Die Grünen, sowie Susanne Haus, Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-RheinMain, von ihren Erfahrungen sowie ihrem Bemühen um mehr IT-interessierte Frauen. Kaya Kinkel: „Wir müssen langfristige Strukturen und Systeme schaffen, damit sich mehr Mädchen und junge Frauen für die Technik- und Informationsbranche interessieren. In unserer Gesellschaft gibt es immer noch starke Rollenklischees und Vorurteile die suggerieren, Technik sei eine Männerdomäne. Das ist falsch und gefährlich, denn wir verlieren wertvolle Potentiale. Das können wir uns auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel nicht leisten. Darum investieren wir in Förderprogramme und Initiativen, die helfen, Stereotypen zu überwinden und beginnen schon in der Schule, Mädchen für Naturwissenschaften zu begeistern und sie zu fördern.“

Susanne Haus: „Um Frauen und Mädchen die digitalen Aspekte des Handwerks zu verdeutlichen, wirkte das hessische Handwerk am Videowettbewerb ‚Dein Werk, dein Tool‘ im Rahmen der Initiative ‚Women go digital‘ der Hessischen Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung mit. Damit verdeutlichte das Handwerk in Hessen, dass die Digitalisierung bereits ein fester Bestandteil des handwerklichen Berufsalltages ist. Ob für die Anlagenmechanikerin, die Goldschmiedin, die Maßschneiderin, die Malerin oder die Zahntechnikerin – im modernen Handwerk führt kein Weg mehr an den digitalen Tools vorbei.“

Weitere Talkrunden widmeten sich den Themen „Stärkung von Digitalen Kompetenzen als Faktor für mehr Fachkräfte in IT-Berufen“ sowie „Welchen Beitrag diverse Teams zur Wertschöpfung in Unternehmen leisten können“. Begleitet wurde die Veranstaltung von einem Ausstellungsbereich mit hessischen Organisationen und Initiativen aus dem Bereich der Frauenförderung, Berufsorientierung sowie Kompetenzvermittlung in der IT.

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