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07.06.2023

Bioökonomierat: Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung

Der Bioökonomierat hat der Bundesregierung 57 Handlungsempfehlungen zur Umsetzung der Nationalen Bioökonomiestrategie vorgelegt.

Mit der Nationalen Bioökonomiestrategie (NBÖS) hat die Bundesregierung im Jahr 2020 die Leitlinien und Ziele ihrer Bioökonomie-Politik festgeschrieben und diese noch stärker an dem übergeordneten Ziel der nachhaltigen und klimaneutralen Entwicklng ausgerichtet. Die Strategie setzt den Rahmen für eine nachhaltige Erschließung und Nutzung biologischer Ressourcen und für umwelt- und naturschonende Produktionsverfahren in allen Wirtschaftsbereichen.

Seit 2009 lässt sich die Bundesregierung zu Fragen der Bioökonomie von einem Fachgremium beraten, dem Bioökonomierat. Das vom Bundesforschungsministerium und vom Bundeslandwirtschaftsministerium berufende Gremium befindet sich seit Ende 2020 in seiner dritten Arbeitsperiode und ist mit Fachleuten aus diversen Disziplinen in Wissenschat und Wirtschaft besetzt. Die Hauptaufgabe des aktuellen Bioökonomierats ist es, die Umsetzung der Nationalen Bioökonomiestrategie zu begleiten und zur ihrer Weiterentwicklung Handlungsempfehlungen für künftige Förderschwerpunkte in Forschung und Innovation zu erarbeiten.

Insgesamt 57 Handlungsempfehlungen

Unter dem Titel "Bioökonomie nachhaltig umsetzen" hat der Bioökonomierat am 24. Mai seine Handlungsempfehlungen zur Umsetzung der Nationalen Bioökonomiestrategie den Staatssekretärinnen Judith Pirscher (BMBF) und Silvia Bender (BMEL) überreicht. Die nun veröffentlichten Vorschläge für vier Handlungsfelder enthalten insgesamt 57 Handlungsempfehlungen zu acht konkreten Themen. Mehr als 150 Expertinnen und Experten der Bioökonomie hatten in den vergangenen Monaten in Workshops und Dialogformaten mit den Ratsmitgliedern darüber diskutiert, wie die Transformation gelingen kann und welche Ansätze in den jeweiligen Teilbereichen der Bioökonomie erforderlich sind.

„Die Umsetzung der Bioökonomie erfordert eine enge Abstimmung von Ordnungs- und Prozesspolitik, Land- und Flächennutzungsstrategien, Naturschutz, Kreislaufprozessen und Wertschöpfungsnetzwerken unter Berücksichtigung der gesamtgesellschaftlichen Belange“, heißt es in dem aktuellen Papier. Als Orientierungspunkte der Arbeit des Rats dienten die gesetzlich verankerten Zielvorgaben in den Bereichen Klimaschutz, Biodiversität, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sowie die multilateralen Abkommen, die Deutschland unterzeichnet hat. Dazu hatte der Bioökonomierat Anfang 2022 ein erstes Arbeitspapier veröffentlicht.

Vier Handlungsfelder identifiziert

Der Bioökonomierat benennt in seinen Empfehlungen vier Handlungsfelder, die für die Umsetzung der Nationalen Bioökonomiestrategie relevant sind:

  • nachhaltige Land- und Flächennutzung, etwa durch Reduktion der Flächenversiegelung, Transformation der Ernährungsstile, Vorbeugung von Landdegradation und Diversifizierung der Landnutzung
  • Maßnahmen und Innovationen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen, etwa durch technologische Innovationen aber vor allem durch die Schaffung von Anreizen für die Änderung von Konsumverhalten insbesondere die
  • Reduzierung tierischer Produkte
  • Rohstoffwende durch den Ersatz fossilen Rohstoffe durch biogene Materialien und gleichzeitiger Ressourceneinsparung durch Kreislaufführung von Stoffen aller Art und syntheseorientierte biogene CO2-Nutzung sowie
  • stabile Rahmenbedingungen für Biokonomie-Innovationen, etwa durch die Schaffung von Spielräumen für Re-Investitionen und Risikobewertung unternehmerischer Innovationen sowie einen fairen Marktzugang

Ausgehend von diesen Handlungsfeldern hat der Rat erste konkrete Themen identifiziert, die eine besondere Bedeutung und Hebelwirkung für die Umsetzung der Bioökonomiestrategie haben. Das Team von bioökonomie.de hat die 57 Handlungsempfehlungen nachfolgend für einen kurzen Überblick nur mit wenigen Stichworten skizziert – für sämtliche Details und Ausführungen verweisen wir auf die Kurz- oder Langfassung des Bioökonomierat-Papiers.

  • Dialog und Partizipation: Dialog- und Partizipationsprozesse in der Bioökonomie fördern, dokumentieren und auswerten u.a.
  • Ansätze für eine stärkere Politikkohärenz und Politikintegration: Zusammenarbeit und Austausch von Bund und Ländern verzahnen und vernetzen u.a.
  • Innovationsbeförderung: Science-to-Business-Zentren etablieren, Gründungsgeschehen an den Hochschulen professionalisieren, Innovationshürden für KMU abbauen u.a.
  • Kohlenstoffbilanzierung: Kohlenstoff-Bilanzierung für unterschiedliche Biomasse-Nutzungspfaden etablieren u.a.
  • Diversifizierung der Landbewirtschaftung: Fokus auf Agroforstsysteme und mehrjährige Kulturpflanzensysteme sowie Agri-Photovoltaik
  • Alternative Proteinquellen: Bewertungsstandards für die Nachhaltigkeit von Lebensmittelprodukten etablieren u.a.
  • Inwertsetzung von Stoffströmen in Bioraffinerien und Biogasanlagen: Rohstoffbasis von Biogasanlagen transformieren und bioökonomische Wertschöpfung optimieren; Bioraffinerie-Forschung fördern und Bau von Anlagen unterstützen u.a.
  • Holz/Lignocellulose: Holzbau sowie langlebige Produkte, Wiederverwendung und Kaskadennutzung fördern u.a.

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