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10.07.2023

KI in der Medizin als Chance und Herausforderung

Der Rat für Digitalethik ist zum 10. Mal in der Hessischen Staatskanzlei in Wiesbaden zusammengekommen, um die aktuellen Entwicklungen der Digitalisierung zu untersuchen und Handlungsempfehlungen für das weitere Vorgehen zu geben.

Neben aktuellen Digitalisierungsprojekten der Landesregierung war bei dieser Sitzung das Schwerpunktthema der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin.

„Künstliche Intelligenz bietet unseren Bürgerinnen und Bürgern einen unmittelbaren Mehrwert im Bereich der Gesundheit, da sie neue Behandlungsmethoden ermöglicht. Gleichzeitig müssen die neuen Entwicklungen auch unter ethischen Gesichtspunkten betrachtet und im Zweifelsfall angepasst werden. Künstliche Intelligenz wollen wir im Gesundheitswesen nutzbringend einsetzen, jedoch immer im Sinne und zum Vorteil des Patienten,“ so die Digitalministerin.

Der Rat für Digitalethik setzt sich aus Mitgliedern aus den verschiedensten Bereichen zusammen und bündelt somit ein breitgefächertes Fachwissen.

KI und Medizin

Dr. André Nemat referierte nach seiner Ernennung zum Ratsmitglied zum Thema „KI und Medizin – wie müsste der Eid des Hippokrates im Kontext der digitalisierten Medizin heute lauten?“ Der Fortschritt von Künstlicher Intelligenz und die exponentielle Zunahme von Rechenleistung und Datenmengen treibt die Digitalisierung in der Medizin voran und eröffnen immense Möglichkeiten. Unter ethischen Gesichtspunkten können digitale Technologien eingesetzt werden, um Behandlungen sicherer zu machen und die Versorgungsqualität zu verbessern. Die Entwicklung geht von Diagnostik und Heilung zunehmend hin zu Vorhersage und Prävention, mit einem Fokus auf personalisierter Medizin und präventiven Maßnahmen. Die Schaffung eines "digitalen Zwillings" zur kontinuierlichen Lieferung von Gesundheitsdaten zur frühzeitigen Identifizierung potenzieller Gesundheitsprobleme ist ein Qualitätsversprechen der digitalen Medizin.

Über Chancen und Möglichkeiten von KI-gestützter klinischer Medizin, ethische Leitkriterien und ethische Herausforderungen sprach im Anschluss Moraltheologe Prof. Dr. Tobias Hack in seinem Impulsvortrag „Aspekte KI-gestützter Medizin: Ethische Betrachtung ihrer Chancen, Herausforderungen und Risiken“. KI in der Medizin birgt eine Vielzahl von Möglichkeiten, um die Medizin in Zukunft zu verbessern. Unterstützungssysteme in Diagnostik und Therapie, zum Beispiel bei bildgebenden Verfahren, Hilfe bei Entscheidungen, chirurgische Roboterunterstützung oder Bildschirm-basierte Apps im Bereich der Psychotherapie sind nur einige Beispiele. Die fortschreitende Entwicklung künstlicher Intelligenz ermöglicht es, dass Algorithmen eigenständig in großen Datenmengen nach Mustern, Korrelationen und Kategorisierungen suchen können. Bei der Anwendung von KI-gestützten Diagnosen ist es jedoch von grundlegender Bedeutung, dass die Entscheidungsfindung nachvollziehbar bleibt. Es besteht die Gefahr, dass durch die zunehmende Delegation an KI-Systeme Fähigkeiten und Erfahrungen verloren gehen können. Dennoch ist es weder erwünscht noch realistisch, den Arzt vollständig durch KI zu ersetzen, da menschliche Expertise und Empathie unverzichtbar sind.

KI bedeutet Fortschritt

Die Frage, ob Krankheit ein Teil des menschlichen Lebens sein darf, bleibt auch mit fortschreitender KI-Technologie bestehen. Trotz des Einsatzes von KI bleibt Krankheit oft eine existenzielle, schicksalhafte Erfahrung. Die Herausforderung besteht darin, die Vorteile der technologischen Fortschritte zu nutzen, um das Wohlergehen der Menschen zu verbessern, ohne dabei die menschliche Dimension und den Respekt vor dem individuellen Leben aus den Augen zu verlieren. Der Mensch als Individuum muss stets im Mittelpunkt stehen. „KI-Systeme im Bereich klinischer Medizin bedeuten aufgrund ihrer datenbezogenen Leistungsfähigkeit einen immensen Fortschritt für Diagnose und Therapie; und doch bleibt der Arzt aufgrund seiner spezifischen Kompetenzen für eine dem Menschen angemessene Patientenversorgung unersetzbar“, so Hack.

Ein gewichtiger Aspekt des Vortrags sowie der anschließenden Diskussion war die Frage der Verantwortung: wer übernimmt die Verantwortung für von KI getroffene Entscheidungen? Obwohl künstliche Intelligenz in der Medizin vielversprechende Möglichkeiten bietet, kann sie keine moralischen Antworten finden. Es liegt letztendlich in der Verantwortung des Menschen zu entscheiden, welche Aufgaben und Entscheidungen an KI-Systeme übertragen werden sollen. Die letzte Entscheidungsgewalt und die Prüfung der Ergebnisse sollten stets beim Menschen liegen, um ethische Standards und individuelle Bedürfnisse angemessen zu berücksichtigen. KI kann als Werkzeug dienen, aber die moralische Verantwortung liegt weiterhin in menschlichen Händen.

Impulsvorträge zum Einatz von KI

Mit den Impulsvorträgen greift der Rat für Digitalethik Inhalte seines Thesenpapiers „Vertrauen in KI“ direkt auf und projiziert die darin enthaltenen Handlungsempfehlungen auf den Medizinbereich. Die Mitglieder des Rats für Digitalethik weisen in ihrem Thesenpapier darauf hin, dass die Lösungen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, die KI bietet, ihr Potential nur entwickeln können, sofern Menschen Vertrauen in die Entwicklung und in den Einsatz von KI haben. Gerade im Gesundheitsbereich ist dies von größter Wichtigkeit.

Den dritten Impulsvortrag hielt der Intendant des Hessischen Rundfunks (hr), Florian Hager zu „Die Herausforderungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: Meinungsbildung und Digitalisierung“. Aufgrund der veränderten Mediennutzung und des enormen medialen Angebotes, welches den Bürgerinnen und Bürgern im Internet zur Verfügung steht, hat sich die Rolle des Journalismus verändert. „Menschen bilden ihre Meinung zu allgemeinen Themen heute mehr denn je anhand von Informationen, die nur in ihrer medialen Nische auftauchen. Es entstehen Fakten, an die einer glaubt und der andere nicht. Eine gesellschaftliche Zersplitterung setzt ein. Mir bereitet das große Sorge – wir als öffentlich-rechtlicher Rundfunk müssen in dieser Medienwelt eine neue Rolle einnehmen“, so Hager. Der öffentlich-rechtliche Rundfunkt müsse in Zukunft einen Raum bieten, in dem nachhaltiger Austausch stattfinden kann.

Der Beruf des Journalisten wird sich in Zukunft auf Recherche, Journalismus und Community Management fokussieren. Der Einfluss der Journalisten hat jedoch in Anbetracht der enormen Informationsmenge abgenommen. Das zentrale Problem besteht darin, dass Fakten heutzutage kaum noch diskutierbar sind. Die Gesellschaft hat sich von einer komplizierten zu einer komplexen Welt entwickelt, die Beziehung zwischen Gesellschaft und Rundfunk hat sich gewandelt. In diesem Kontext liegt es in der Verantwortung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, zur Meinungsbildung und dem Zusammenhalt der Gesellschaft beizutragen. Für eine nachhaltige Zukunft müssen Journalisten aktiv den Diskurs über Medien und Inhalte suchen und diese kritisch einordnen. Die Herausforderung besteht darin, geeignete Plattformen zu finden, auf denen ein nachhaltiger Austausch stattfinden kann, da die Medien keine vollständige Kontrolle mehr über die letzte Verbindung zum Konsumenten haben. Die Integration von Technologien wie Chat GPT verstärkt diesen Trend, da sie die automatisierte Umsetzung rudimentärer Aufgaben ermöglicht.

Hintergrund

Der Rat für Digitalethik wurde im Herbst 2018 von der Hessischen Landesregierung gegründet, um ethische Aspekte der Digitalisierung im Interesse der Bürgerinnen und Bürger zu identifizieren und die Hessische Landesregierung bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten zu beraten.

 

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