Eine Mehrwegverpackung, die nicht gespült werden muss
In Deutschland fallen durchschnittlich 225 Kilogramm Verpackungsmüll pro Person und Jahr an, unter anderem durch Produkte wie Milchtüten und Joghurtbecher. Entsprechend hoch sind der Ressourcenverbrauch und die CO2-Emissionen. Mit dem neuen Verpackungssystem IQPAK jedoch soll die Umweltbelastung deutlich reduziert werden.
Entwickelt wurde IQPAK von Löning & Partner, einem Spezialisten für Kreislaufwirtschaft, gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF. Das Verpackungssystem kombiniert Mehrweg- und Einwegkomponenten. Der Kern der Verpackung ist ein fester Körper, der wiederverwendet wird. „Innen ist dieser ‚System-Layer‘ mit einer dünnen und zu 100 Prozent recyclingfähigen Folie überspannt, die den Inhalt hygienisch umschließt“, erklärt das LBF. Hinzu kommt eine äußere Schutzschicht, der sogenannte Handling-Layer, der den Kern schützt.
Die einzelnen Bestandteile der Verpackung können nach Angaben des LBF leicht getrennt und recycelt werden. Ein weiteres Merkmal sei der integrierte NFC-Chip, der Informationen zu Material und Charge speichert, was die Umlaufquote erhöhe und ein sortenreines Recycling ermögliche.
Investor gesucht
IQPAK eignet sich den Angaben zufolge für alle Verpackungen bis zu einem Liter. Im Vergleich zu herkömmlichen Verpackungen verursache IQPAK deutlich weniger CO2-Emissionen, sagt Christian Beinert vom Fraunhofer-Institut LBF. Gegenüber zu Getränkeverbundkartons reduziere das neue Verpackungssystem die Emissionen um 70 Prozent, im Vergleich zu anderen Einwegverpackungen sogar noch mehr.
Das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) hat die Berechnungen des Fraunhofer LBF überprüft. „Durch die Einsparung des energieaufwendigen Spülvorgangs schneidet IQPAK in Bezug auf die CO2-Bilanz besser ab als derzeit marktübliche Mehrwegsysteme“, sagt Benedikt Kauertz, Fachbereichsleiter Industrie und Produkte beim ifeu. Das neue Verpackungssystem solle die etablierten Mehrwegsysteme aber nicht verdrängen. Großes Potenzial sieht er bei der Verpackung von Molkereiprodukten wie Joghurt, Quark oder Desserts, da IQPAK auch hohe hygienische Anforderungen erfülle.
Ein Vergleich von IQPAK mit herkömmlichen Mehrwegbechern ergab, dass beim Spülen von 1.000 Mehrwegbechern rund zwölf Kilogramm CO2e entstehen, während der Materialaufwand bei IQPAK nur 3,8 Kilogramm CO2e beträgt. Selbst wenn die Kunststoffbeschichtung nicht recycelt, sondern thermisch verwertet wird, fielen nur 7,4 Kilogramm CO2e an.
„Wir sind auf dem richtigen Weg, das bestätigt das Gutachten vom ifeu“, erklärt Johann Löning, Gründer und Inhaber von Löning & Partner. „Aktuell suchen wir einen Ankerinvestor, um IQPAK gemeinsam in die Serienproduktion zu überführen“, so Löning. Der Markt und die Anwendungsmöglichkeiten für IQPAK seien „riesig“.