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22.11.2024

ReFoPlan-Vorhaben: UBA-Studie - Wie sinnvoll ist das chemische Recycling?

Das Umweltbundesamt hat in einem ReFoPlan-Projekt "Abschätzung der Potenziale und Bewertung der Techniken des thermochemischen Kunststoffrecyclings" die Potenziale und Techniken des thermochemischen Kunststoffrecyclings untersuchen lassen. Die Autoren Peter Quicker (RWTH Aachen) und Matthias Seitz (Hochschule Merseburg) betrachteten darin insbesondere die Verfahren Verölung, Pyrolyse und Gasifizierung.

Im Ergebnis ist die Bewertung nicht so eindeutig, wie sich das manch ein Stakeholder vielleicht wünschen würde. “Das chemische Kunststoffrecycling kann – in technisch ausgereiften, energieintegrierten und optimierten Anlagen – grundsätzlich einen positiven Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten”, heißt es im Fazit der Wissenschaftler. „Im Vergleich zur thermischen Behandlung können Treibhausgasemissionen eingespart werden.“

Doch das heißt nicht, dass Quicker und Seitz dem chemischen Recycling generell grünes Licht geben. Aus energetischer Sicht sei der aufwendige Ansatz aktuell nicht die optimale Lösung, solange an anderer Stelle hochwertige fossile Rohstoffe zur Bereitstellung von thermischer Energie verbrannt werden, sei es Steinkohle in Zementwerken oder Öl und Gas zur Heizwärme- und Warmwasserbereitstellung, heißt es im Fazit weiter.

Mit anderen Worten: Erst sollte die Energieversorgung in allen Sektoren defossilisiert werden. Fossile Energieträger einerseits im großen Stil zu verbrennen, während man andererseits versucht, Kohlenwasserstoffe aufwendig aus Kunststoffen zurückzugewinnen, erscheint den Wissenschaftlern wenig sinnvoll.

Werde die Energie- und Wasserstoffbereitstellung für die Prozessketten künftig aus erneuerbaren Energien gedeckt, wäre eine weitere Optimierung, insbesondere des ökologischen Fußabdrucks möglich, so die Autoren. Als Standorte für chemische Recyclinganlagen böten sich laut Quicker und Seitz Chemieparks oder Raffineriestandorte an. Dort könnten neben den Produktölen auch die Wachse und Gase stofflich verwertet und nicht nur thermisch genutzt werden. Außerdem sei eine optimale energetische Integration möglich.

Weitgehende stoffliche Nutzung von Abfallfraktionen unausweichlich

Wenn auf lange Sicht Treibhausgasneutralität und eine autarke Kohlenstoffbewirtschaftung angestrebt werde, sei die weitgehende stoffliche Nutzung von Abfallfraktionen unausweichlich. Wie alle Neuerungen werde dies jedoch mit größerem Aufwand und höheren Kosten verbunden sein als der Status Quo.

Die Ansätze zum chemischen Recycling konzentrieren sich der Studie zufolge
überwiegend auf Polyolefine, insbesondere Polyethylen und Polypropylen. Gasifizierungsverfahren könnten theoretisch auch heterogenere Stoffströme verarbeiten, jedoch bleibe die Qualität der Einsatzmaterialien entscheidend. Gegenwärtig werden vorwiegend hochwertige Ersatzbrennstoffe aus Abfallströmen wie Restmüll und Gewerbeabfällen betrachtet.

Eigene Laborversuche ergänzen Daten

Die Studienautoren haben nach eigenen Angaben eigenständige Laborversuche zur Pyrolyse und Verölung an Wissenschaftseinrichtungen durchgeführt, um die Datenlage zu erweitern. Die Ergebnisse dieser Studien zeigen demnach, dass bestimmte Mischkunststofffraktionen geeignet sind, während andere Fraktionen eine hohe Fremdstoffbelastung aufweisen und die Qualität der erzeugten Öle beeinträchtigen können.

Die Bilanzierung der Verfahren zeige, dass die erzeugten Öle sowohl bei Pyrolyse als auch Verölung mit einer Ausbeute von rund 70-80 Prozent die Konversionseffizienz erzielen. Diese Produkte müssten jedoch vor der Verwertung aufbereitet werden, um Verunreinigungen, die durch Additive oder Fremdstoffe verursacht wurden, zu entfernen.

Carboliq begrüßt Studie

Das zum Verpackungshersteller Südpack und dem Anlagenbauer Recenso gehörende Unternehmen Carboliq begrüßte das Ergebnis der Studie. Der Bericht “bestätigt die Vorteilhaftigkeit aller untersuchten Verfahren gegenüber der Verbrennung”, heißt es in einer Pressemitteilung von Carboliq. „Das chemische Kunststoffrecycling kann – in technisch ausgereiften, energieintegrierten und optimierten Anlagen – grundsätzlich einen positiven Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten. Im Vergleich zur thermischen Behandlung können Treibhausgasemissionen eingespart werden.“

Die untersuchten Verfahren von Pyrolyse und Verölung seien anhand von Betriebsdaten laufender Anlagen sowie auf Grundlage vergleichender Laboruntersuchungen bilanziert und bewertet worden. Im Ergebnis schnitten die Verölungsverfahren dabei relativ besser ab. Bei gleich bewerteter technischer Reife differenziere sich das carboliq-Verfahren durch ein breiteres Spektrum möglicher Einsatzmaterialien sowie eine größere Flüssigausbeute, so Carboliq. 

Der vollständige Bericht “Abschätzung der Potenziale und Bewertung der Techniken des thermochemischen Kunststoffrecyclings” kann hier heruntergeladen werden.

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