Corona-Abwassermonitoring ist reif für die Anwendung
Konferenz „Polio, Pest und Pandemie“ zur abwasserbasierten Epidemiologie sendet Signal
Schnelle Implementierung der Abwasserüberwachung auf SARS-CoV-2 gefordert
Mit der zweiten Online-Konferenz am 15. Juli 2021 rief das Technologieland Hessen erneut alle Beteiligten zum gemeinsamen Handeln auf – denn die pandemische Lage ist weiterhin ernst. Doch ein Blick auf die Erfahrungen in der Polioausrottung machte schnell deutlich, welche Erfolge mit einer konsequenten Abwasserüberwachung erzielt werden können. Die anschließend vorgestellten Beispiel aus Hessen, Dänemark und den USA unterstrichen daher auch die Praxistauglichkeit des Verfahrens, das die klinische Teststrategie nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen soll. Denn besonders die geringen Kosten pro Einwohner sprechen für sich. Zudem lassen sich gleich zwei Informationen aus dem Abwasser ziehen: So lässt sich der Trend ansteigender oder abnehmender Infektionszahlen etwa eine Woche schneller als mit der klinischen Teststrategie ablesen. Zugleich liefert die Abwasseruntersuchung noch wichtige Informationen über das Vorkommen mutierter Virenvarianten.
Chancen der abwasserbasierten Epidemiologie über Corona hinaus nutzen
Doch nicht nur Coronaviren hinterlassen ihre Spuren in der Kanalisation. Auch andere Erreger, Opioide und weitere Parameter zum Gesundheitszustand der Bevölkerung lassen sich im Abwasser nachweisen, wie Vorträge aus den USA und Hessen eindrucksvoll zeigten. Hierzu zählen die Erreger bakterieller Infektionskrankheiten wie Typhus oder Cholera, aber auch neue Varianten von Noroviren. Und mit Abwasserdaten lässt sich durchaus Geld verdienen. Das Start-up Biobot Analytics nutzte die Daten bereits in der Vergangenheit für die Bewältigung der amerikanischen Opioid-Epidemie und ist auch in den aktuellen Maßnahmen gegen Corona involviert. Aus Sicht des Hessischen Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen erscheint nicht zuletzt eine stärkere Betrachtung von antibiotikaresistenten Keimen ratsam. Denn nicht umsonst wird deren zunehmende Verbreitung unter Fachleuten bereits als „stille Pandemie“ bezeichnet.
Aufzeichnungen und Konferenzbericht sind online verfügbar
9 internationale Vorträge, 5 Stunden Videomaterial und ein 12-seitiger Workshopbericht – auf unserer Veranstaltungsseite haben wir viele weitere Infos aus der Konferenz und Hintergrundinfos für Sie zusammengetragen: